(Aus: Klaus Grewe: Canal d’Entreroches. Band 1 Forschungsbeiträge des Förderkreises Vermessungstechnisches Museum e.V. Konrad Wittwer Verlag, Stuttgart 1987)
Dass diese Veröffentlichung möglich wurde, ist nicht nur den an der Arbeit beteiligten Studenten des Fachbereichs Vermessung der Universität/Gesamthochschule Essen zu verdanken, sondern auch der Initiative der Herren Dipl.-Ing. K.GREWE und Prof. Dr.-Ing. P. MESENBURG; zu danken ist ferner Herrn dipl. Ing. ETH Rudolf GLUTZ für die Besorgung der notwendigen Vermessungsunterlagen und die vorbereitenden örtlichen Arbeiten; dem Kantonsarchäologen D. WEIDMANN und Prof. P.-L. PELET für die tatkräftige Mitarbeit an diesem Forschungsunternehmen sowie für die von ihnen stammenden Beiträge in der Publikation und der Firma Kern, Aarau, für die Überlassung der bei den örtlichen Vermessungen benötigten Instrumente. (…)
Topographische Geländeaufnahme des Canal d’Entreroches
Von dem Tal d’Entreroches liegen zahlreiche topographische Karten in grossen Massstäben vor. Da sie durchweg durch photogrammetrische Auswertungen entstanden sind, konnten Details, insbesondere des historischen Kanals, nur sehr begrenzt dargestellt werden.
Zur Rekonstruktion des historischen Querprofils und zur übersichtlichen Gestaltung der bautechnischen Gegebenheiten war es daher notwendig, eine detaillierte topographische Geländeaufnahme des Canal d’Entreroches durchzuführen.
Die topographische Geländeaufnahme wurde in der Zeit vom 6.10.1985 bis zum 19.10.1985 im Rahmen der Diplomarbeiten yon Frank BOBERG, Werner KUHLMANN und Dirk MLODZIAN realisiert.
Als geodätische Anschlusspunkte dienten 3 trigometrische Punkte des schweizerischen Festpunktfeldes, die allerdings schwer zugänglich und ohne gegenseitige Sichtverbindung waren.
Aus diesem Grunde wurde ein freier Tachymeterzug (örtliches System) unter Einbeziehung der drei Festpunkte angelegt. Dieser konnte später bei der häuslichen Bearbeitung durch eine Umformung (konforme Helmert Transformation) in das schweizerische Landessystem, dem eine schiefachsige konforme Zylinderabbildung zugrunde liegt und dessen Nullpunkt in Bernliegt, überführt werden.
Um alle relevanten Punkte aufnehmen zu können, mussten zusätzlich zu dem Haupttachymeterzug weitere Nebentachymeterzüge angelegt werden, die beidseitig lagemässig und einseitig richtungsmässig angeschlossen wurden.
Die schlechten Sichtverhältnisse im Aufnahmegebiet ermöglichten eine maximale Sichtweite von nur 60 m, so dass das Einrichten von 73 Aufnahmepunkten notwendig war. Eine gestreckte Zugführung war ebenfalls nicht möglich.
Die Lage der Aufnahmepunkte geht aus dem Netzriss (Abb. 2) hervor.
Die Auswahl der aufzunehmenden Geländepunkte erfolgte mit besonderer Unterstützung von Herrn D. WEIDMANN, der durch seine Unterstützung und Beratung bei Organisation und Aufnahme sehr behilflich war.
Besonderer Augenmerk wurde auf Bruchkanten gelegt, die im Zusammenhang mit dem Canal d’Entreroches stehen konnten. Zusätzlich wurden alle erkennbaren, zum Teil gut erhaltenen Stützmauerreste des historischen Kanals aufgenommen.
Das zur Verfügung stehende Instrumentarium erleichterte die topographische Geländeaufnahme sehr. Hier gilt der Firma Kern/Aarau besonderer Dank, da sie zu diesem Zweck kostenlos eine komplette elektronische Tachymeterausrüstung modernster Bauweise zur Verfügung stellte. Die Ausrüstung bestand aus den folgenden Geräten:
Kern E2, Elektronischer Sekundentheodolit;
Kern DM 503, Elektronischer Entfernungsmesser;
Alphacord 64, Elektronischer Datenspeicher;
Kern GKO-A, Baunivellier;
Modulares Speichergerät Batterie;
Wandler, Netzgerät
sowie dem Zubehör:
Kugelkopfstativ mit Lotstab für E2
Kugelkopfstativ für GKO-A
2 Reflektoren
1 Prismenstab und Stativ
und alle Verbindungskabel.
Grundlagen der automatischen Messwertverarbeitung
Ziel moderner Messverfahren ist es, die im Felde gewonnenen Messdaten rechnergestützt auszuwerten und bis zur fertigen Karte zu führen. Dabei sollte der Datenfluss möglichst nicht unterbrochen werden.
Zur häuslichen Auswertung stehen dem Vermessungsingenieur im allgemeinen Rechenanlagen mit den dazugehörenden Peripheriegeräten (Plotter, Digitalisiertisch, Graphikbildschirms etc.) sowie die für diese Geräte benötigte Software zur Verfügung.
Die örtliche Aufnahme des Canal d’Entreroches erfolgte, wie bereits erwähnt, mit Hilfe eines elektronischen Sekundentheodoliten (Kern E 2) und eines elektronischen Distanzmessers (Kern DM 503) der Firma Kern.
Obwohl die Genauigkeit der Messgeräte weit über der notwendigen Beobachtungsgenauigkeit lag, war ihr Einsatz dennoch mit erheblichen Vorteilen verbunden, da der Zeitgewinn bei der Ermittlung der Messdaten gegenüber herkömmlichen Verfahren beträchtlich war.
Als Speichermedium für die Messdaten stand ausserdem das elektronische Feldbuch (Kern Alphacord) zur Verfügung. Es wurde allerdings in dem konkreten Fall des Canal d’Entreroches nicht zur Anwendung gebracht, da entsprechende Auswertungsgeräte und -programme «vor Ort» nicht vorhanden waren und in diesem speziellen Fall auf eine schriftliche Niederlegung der Messdaten nicht verzichtet werden sollte.
Die Protokollierung der Messergebnisse erfolgte also konventionell (auf Feldbüchern), die weitere Verarbeitung der Messdaten wieder automatisiert.
Die Berechnung rechtwinkliger Koordinaten aus polaren Messwerten und deren automatischer Kartierung bereitet in der Regel keine besonderen Schwierigkeiten. Hier konnte auf vorhandene Programme zurückgegriffen werden.
Die automatische Konstruktion von Höhenlinien wirft allerdings besondere Probleme auf. Sie sollte im Rahmen der topographischen Geländeaufnahme im Tal d’Entreroches gezielt untersucht werden. (…)




