Bereits im zweiten Ausstellungsraum, den man in der Sammlung Kern betritt, steht er, prominent in einer Vitrine, der Theodolit DKM2-A (VPK 1972). Die Bezeichnung weist daraufhin, dass es sich um einen Theodoliten mit Doppel-Kreis und Mikrometerablesung handelt. A bedeutet, dass mit einem Flüssigkeitskompensator (Bulletin Kern 16) der Einfluss der restlichen Stehachsneigung in der Richtung der Zielebene kompensiert wird.
Aber so kompliziert das jetzt auch erscheinen mag, so einfach wäre es, wenn man einen Blick ins Innere des Geräts werfen könnte. Gesagt, getan. In besagter Vitrine steht nämlich ein Schnittmodell des DKM2-A, ein Einzelstück. Vermutlich Mitte der siebziger Jahre erhielten die Lernenden in der damaligen Lehrlingswerkstätte von Kern verschiedene Geräte aus der Serviceabteilung, zerlegten diese in Einzelteile und bearbeiteten sie. Durch Aufschneiden des Gehäuses und optischer Elemente an genau definierten Stellen wurde der Einblick ins Innenleben des Theodoliten ermöglicht.
Und so können wir heute den damals weltweit genauesten Sekundentheodoliten bestaunen, der noch ausschliesslich mit optisch-mechanischen Komponenten funktionierte. Der Strahlengang, die Kompaktheit des Gerätes und die akribische Fertigung der Einzelteile verkörpern eine herausragende Ingenieursleistung meisterhaft vereint mit vollendetem Design. Es sollen sogar Schrauben firmenintern speziell für Kerninstrumente angefertigt worden sein. Genutzt wurde dieses und noch weitere Schnittmodelle zur Ausbildung von Lernenden, im Rahmen berufsbildender Montagekurse, von Servicetechnikern der Verkaufs-Niederlassungen und in Kursen mit Wiederverkäufern. Damit diese „Lehrmittel“ möglichst grosse Verbreitung fanden, wurden die Modelle auch als Vorlage für gedruckte Darstellungen benutzt. Es entstanden sehr informative, dekorative Poster und Instruktionsblätter. Lehr- und Werbematerial von erheblichem Nutzen.
Bis 2009 befanden sich die Schnittmodelle schliesslich an der Fachhochschule Nordwestschweiz, FHNW, in Muttenz, wo sie den angehenden Geomatik-IngenieurInnen zur Verfügung standen. Inzwischen sind diese „schnittigen“ Modelle wieder Teil der Sammlung Kern und können dort besichtigt werden. Siehe auch https://www.kern-aarau.ch
VPK-Artikel 1972: https://www.kern-aarau.ch/fileadmin/user_upload/Aldo/Vermessung/Artikel_DKM-2A__VPK_1.72.pdf
Bulletin Kern 16: https://www.kern-aarau.ch/fileadmin/user_upload/Aldo/Objekt_des_Monats/BulletinKern_16_Kompensator.pdf